Donnerstag, 25. August 2011

McDonald´s ist gefährlich ;-)

Trudering hat es nicht nur mit Löchern ... die Nähe zum ehemaligen Flughafen Riem bedingte auch eine gewisse Affinität zu Flugzeugabstürzen. Leider.

Bevor dieser 1992 endgültig geschlossen wurde, gab es in den späten 80er Jahren nochmals 2 Unglücke.
1989 stürzte eine Privatmaschine in ein Wohnhaus, "zum Glück" kamen nur die beiden Piloten ums Leben.
Nicht so "glimpflich" ging es am 11. August 1987 aus.
Ein zweimotoriges Kleinflugzeug stürzte auf der Wasserburger Landstraße auf  Höhe Nikolaus-Prugger-Weg ab, verfehlte nur knapp die dort gelegene Tankstelle, streifte einen Linienbus der Stadtweke München und stürzte in das McDonald´s-Restaurant an der Wasserburger Landstraße, das total zerstört und später an gleicher Stelle wiederaufgebaut wurde.




Insgesamt 10 Menschen kamen ums Leben. Im Flugzeug, im Bus eine Fahradfahrerin und im Restaurant. Seit 1992 erinnert ein Gedenkstein an das Unglück.




Die Hamburgerkette würde sicher bestreiten, daß das ein Beleg dafür ist wie ungesund Hamburger sind ... sicher ist es aber ein Argument dafür beim Radfahren auf der Wasserburger Landstraße immer einen Helm zu tragen. Oder so ...

Mittwoch, 24. August 2011

Die Löcher von Trudering

Da ist was faul im Truderinger Untergrund. Der Ort scheint eine magische Verbindung zu Löchern zu haben.

Beispiele:
1) Die Radlfalle von der Wasserburger Landstraße
Ende August 1994 ertrinkt eine Radfahrerin fast in einem vermeintlichen Schlagloch, das sich als riesiges Loch entpuppte. http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,263838,00.html
Ursache: ein Bruch der Haupwasserleitung, der zu einer erheblichen Unterspülung führte.

2) Das große U-Bahn-Loch
Im September 1994 versinkt ein Bus in einem riesigen Krater an der U-Bahn Neubaustrecke zur Messestadt Riem. In einer Tunnelröhre, die Bau-trupps des städtischen U-Bahn-Referats unter der Straße vorantrieben, war damals die grund-wasserabweisende Schicht aus Mergel durchgebrochen. Das Erdreich sackte weg – und mit ihm ein städtischer Bus der Linie 192.


Drei Menschen starben in dem trüben Gemisch aus Kies und Grundwasser. 
Die Bergung von 2 der 3 Toten zieht sich über viele Monate hin und der Focus schreibt:
Warum es länger dauert, einen Verschütteten in einer Millionenstadt zu bergen als ein Lawinenopfer im hintersten Himalaya zu finden, ist den Angehörigen der Opfer schleierhaft. 
Bleibt zu hoffen, daß der Gedenkstein nicht auch irgendwann wegsackt.

3. Der böse Graf Cuno
Im Gegensatz zu den vermutlich höchst unschuldigen Opfern der jüngeren Zeit, ist der unglückliche Held unseres dritten Beispiels ein epischer Bösewicht in einem Fall fast biblischen Ausmaßes.
Frau Uta war vermutlich eine Tochter des bayerischen Herzogs im ausgehenden 12. Jahrhundert, die durch die großzügige Stiftung von 550 Tagwerk fürstlichem Ackerland (knapp 1,9  Quadratkilometer) an die Kirche in die Geschichstbücher einging, und damit die Eigentums- und Pachtverhältnisse vor Ort nachdrücklich neu regelte. Frau Uta oder auch ihre Tochter war mit einem bösen Grafen namens (vermutlich) Cuno vermählt, der ein schlechter Menscch war und ständig seine Leibeigenen quälte. Seine Frau wiederum hat Mitleid und versucht heimlich, das Unrecht, das ihr Gatte begeht, ein wenig zu mildern, indem sie Brot, Eier und Schinken aus dem Schloss an die Kranken und Hungernden vergibt. Eines Tages jedoch, als sie zum Schloss zurückkommt, sieht sie, wie das Schloss urplötzlich mit lautem Grollen von der Erde verschluckt wird – samt dem herzlosen Ritter Cuno. Dieses Loch nannte man seitdem die Uta-Höhle.
Interessanterweise wir die tektonische Beschaffenheit diese "Höhle" mehrfach beschrieben. Auch wird erwähnt, daß man sie heute noch sehen könnte ... aber wo????? Bislang konnte ich im Internet nichts (aber gar nichts) zum - auch gerne vermeintlichen - Standort finden. Ich bin für Auskünfte also höchst dankbar.
Daß man ihr als einer der beiden bedeutenden Gründungsgestalten Truderings Anfang des 20. Jahrhunderts im Zuge der ersten nennenswerten Bebauungen in Waldtrudering ein Denkmal setzte, ist angemessen und höchst verständlich.


Der Uta-Brunnen ist heute so etwas wie das Wahrzeichen Waldtruderings und ein willkommener Quell der Erfrischung für die Schüler der naheligenden Turner-Schule auf dem Heimweg im Sommer.

Vorschläge für und Wetten auf die nächsten Löcher werden gerne angenommen. Ich habe ein paar Befürchtungen für den Graf Spee Platz, die Heuluß und natürlich den Parkplatz vom neuen Praktiker ;-).

Dienstag, 23. August 2011

In Gedenken an die Busby Babes

Wo in München ist der Manchesterplatz?
Google Maps findet ihn nicht ... auf der Webseite der Stadt München zum Gedenkstein gibt es eine Wegbeschreibung von der U-Bahn aus ... etwas kryptisch.
Egal, ich bin ja schließlich Truderinger. Grob die Richtung und kaum ein paar Schleifen und Sackgassen später ...


Krass. Auf dem Weg zu den Riem Arkaden fahren wir da jedes Mal vorbei ... aber daß mir auch nur ein Mal dieser Stein aufgefallen wäre ...


Hier ist es also passiert. Am 6. Februar 1958 stürzte hier BEA Flug 609 von Belgrad nach Manchester nach einem Zwischenstopp in München-Riem in einem Schneesturm ab. Das wäre an sich schon eine Gedenkstein wert - aber in dieser Maschine befand sich die Mannschaft von Manchester United, auf dem Rückweg von einem Europapokalspiel.
8 Spieler starben beim vielleicht schlimmsten Flugzeugunglück der Fußballgeschichte. 2 weitere wurden so schwer verletzt, daß sie nie wieder Fußball spielen konnten.
Für Manchester United ein unfassbar schwerer Schlag von dem sich der Verein erst Jahre später erholte.
Im heimischen Stadion "Old Trafford" erinnern bis heute eine Plakette und eine Gedenkuhr and den "Munich Air Crash". Und in München eben seit 2004 der Gedenkstein - entworfen und finanziert von ManUtd. Der Platz immerhin von der Stadt zur Verfügung gestellt. Seit 2008 heißt der Platz Manchesterplatz ... aber das weiß ja wie gesagt keiner ;-).


Worin genau die "Freundschaft und Unterstützung" des FC Bayern bestanden hat, konnte ich nicht herausfinden - die Inschrift ist von ManUtd jedenfalls sehr sympatisch und höflich.
Vielleicht kommt Uli Hoeneß ja persönlich zum Gießen der Blumen vorbei ;-).


Die Blumen blühen jedenfalls und natürlich ist es schön, daß die Stadt und wir alle damit einer großen Tragödie gedenken. Auch wenn der arme Pilot unschuldig entlassen wurde und erst 10 Jahre später rehabilitiert wurde.

Einen umfassenden Beitrag gibt es natürlich bei Wikipedia 
Besonders zu empfehlen ist die entsprechende Sektion auf der Website von Manchester United:

Mariengrotte in München Trudering


Wozu selbst zu viel aus den Fingern saugen, es gibt doch so schöne Texte in einschlägigen Werken dazu.
Und auch im Internet findet sich schon Lesenswetes: http://www.waldperlach.de/informationen/Recherche%20Friedensgrotte.pdf


Ich erlaube mir nur ein paar kleine Fehler zu beseitigen.

Aufsatz: "Gebet zwischen Vögeln und Eichhörnchen"
Artikel im Münchner Merkur
Verfasserin: Carmen Ick-Dietl

Viele Menschen suchen bei der Lourdes-Grotte im Truderinger Wald Antworten: Wer sich in den Wald begibt, der lässt den Alltag los, der lauscht den Waldvögeln und hält nach Rehen Ausschau. Der ein oder andere geht auf solch einem Waldsparziergang auch in sich, sucht unterm freien Himmelszelt ein Gespräch mit Gott.

Im Truderinger Wald gibt es dafür einen eigenen Ort: Die Lourdes Grotte. "Zur Grotte für den Frieden, den die Welt nicht kennt" steht am Waldeingang gegenüber der Fauststraße 80. Nach etwa 100 Metern taucht auf der rechten Seite eine kleine Lichtung mit einer Mariengrotte auf. Auf den Bänken, die in drei Halbkreisen davor aufgebaut sind, sitzen vereinzelt Frauen und Männer. Manche haben die Augen geschlossen, beten
still vor sich hin. Ab und zu kommt ein Radfahrer vorbei, unterbricht seine Fahrt, setzt sich für kurze Zeit dazu. Es herrscht absolute Stille. Man hat den Eindruck einer unendlichen Freiluft-Kathedrale;  statt Glockengeläut ist nur das sanfte Rauschen der Bäume zu hören.

An machen Tagen springen auch Vögel und Eichhörnchen um die Leute herum. Gleich neben der Grotte stehen einige Vogelhäuschen. Der Ort besitzt eine ganz besondere Kraft, erzählt eine ältere Damen im Flüsterton. Seit über 13 Jahren komme sie immer wieder hier her. Meist auf der Suche nach Antworten auf drängende persönliche Fragen. Diese Antworten bekomme sie hier, davon ist sie überzeugt. Andere wollen nicht reden, sondern einfach die Ruhe genießen. Vor dem schmiedeeisernen Türchen stehen frische Blumen als Dank.
Die Grotte hat eigentlich einen ganz weltlichen Hintergrund", erzählt der Truderinger Chronist Peter Wagner. Anfang 1932 planierten Handwerksleute und eine Jugenddienstgruppe der Caritas mitten im Wald ein mehr als acht Tagwerk großes Gelände, bauten einen 650 Meter langen Zaun darum und errichteten eine 30 mal sieben Meter große Baracke. Die Katholische Elternvereinigung von München hatte den Bau dieses Spiel- und Walderholungsplatzes veranlasst. Am 26. Juni 1932 wurde der Platz im Beisein von Tausenden von Menschen vom Kardinal Faulhaber eingeweiht. Auf dem "KardinalFaulhaber-Walderholungsplatz" wurde auch eine Marienstatue aufgestellt, die später in einer Lourdes-Grotte Aufnahme fand.
Im Krieg wurde die Anlage, bis auf die Grotte zerstört. "Nach dem Krieg waren Zaun und Steine der Baracke bald verschwunden", erzählt Wagner. "Die katholische Jugend von Christi Himmelfahrt entzündete hinter der Grotte immer große Johannisfeuer" erinnert er sich.

Bis heute wird an der Grotte einmal im Monat der Rosenkranz gebetet, immer am auf den Sonntag nach dem 10. jeden Monats um 15 Uhr. Im Winter veranstaltet die Pfarrei St. Peter und Paul dort außerdem ihre Waldweihnacht.

Freitag, 19. August 2011

Ost-West-Friedenskirche, Olympiapark Süd, München

OB Christian Ude nannte sie den "liebenswürdigsten Schwarzbau" Münchens. Praktisch jeder Münchener kennt sie (oder ihren Erbauer). Hunderttausende sind jedes Jahr in unmittelbarer Nähe und trotzdem ist sie immer noch eine unfassbare friedliche Oase mitten in der Innenstadt - die Ost-West-Friedenskirche in Ihrem Bienenhain.


Kaum habe ich es nach über 15 Jahren in München endlich geschafft, diese ungewöhnliche Ausnahme von der bürokratischen Regel einmal aufzusuchen, schon stellt sich heraus, daß meine Frau den Erbauer persönlich kennengelernt und Cousine Eva ihm als Kind Schokoladensilberpapier gebracht hat ;-).
Ja, Väterchen Timofei hat viel geschafft in München. Er baute noch im Kriegsschutt aus selbigem Haus, Kirche und Kapelle. Obwohl alles ohne Genehmigung wurde er zeitlebens von den Behörden toleriert. Obwohl sein Ensemble eigentlich dem Olympiapark hätte weichen sollen, wurde nach Protesten der Münchener letzterer verlegt und nicht das Refugium des Väterchens. Er wurde 110 Jahre alt und war damit Münchens ältester Bürger. Und er hat auch geschafft, daß die Münchener ihn nicht vergessen haben und sich ein fleissiger Verein seit seinem Tod liebevoll um sein Vermächtnis kümmert.
Nur eines hat er nicht geschafft - aber dazu später.


So sieht das TollWood-Gelände aus, wenn nicht gerade TollWood ist, das große immer noch alternative Festival, das zweimal im Jahr hunderttausende Besucher zu Veranstaltungen und Markt anlockt. 10 Minuten zu Fuß vom ehrwürdigen Olympiastadion entfernt. Dreht man sich jetzt um 60° nach links, erwartet den Neugierigen hinter einem Bretterzaun das:


Ein verzaubertes Stückchen Paradies, ein Hauch von sibirischem Taiga-Dorf mitten in München. 2 kleine Häuser (eines davon heute das Väterchen Timofei Museum), Kapelle und natürlich die Ost-West-Friedenskirche.


Man kann sie glauben oder nicht - die Geschichte von der Jungfrau Maria, die ihm im Weltkrieg befahl nicht nach Hause zurückzukehren sondern in den Westen um dort für den Frieden eine Basilka zu bauen. Man kann auch an der zweiten Erscheinung zweifeln, die ihn nach Bayern schickte - nachdem die Wiener ihn die Kirche nicht bauen lassen wollten. Der Rest ist verbrieft. Timofei ging mit seiner Lebensgefährtin Natascha nach München.
Dort sind sie um das Jahr 1952 angekommen, schliefen unter Brücken, kochten am offenen Feuer. Das Oberwiesenfeld (heute Olympiapark) - eine Wüstenei aus Abfall und Kriegsschutt. Verbrannte Erde. Niemandsland. Zuerst entstand die Kapelle; dann, auf dem Fundament einer Flak-Station, errichteten sie aus Brettern und Gerümpel die Basilika.


Als weiteres Wunder mag gelten, daß nach heftigen Protesten der Münchener Bevölkerung, die Planung für das Olympiagelände geändert wurde und so dieses einmalige Ensemble gerettet werden konnte. Vielleicht ist es aber auch nur einer tiefer Blick in die wahre Seele dieser Stadt.

Als ich dort war , war es heiß und sonnig - ein Wochentag im August, mitten in den Sommerferien. Kein Wunder also, daß ich der einzige Besucher war.


Umso bemerkenswerter, daß jedoch tatsächlich 2 Vereinsmitglieder auf dem Anwesen gearbeitet haben. Sie kommen fast täglich vorbei und helfen diesen Zaubergarten zu erhalten.
Vielleicht ist es das größte Schaffen, des Väterchens: Daß er auch noch Jahre nach seinem Tod die Menschen bewegt und motiviert. Nur seine Frau Natascha durfte er hier nicht bestatten - das ging den Behörden dann wohl zu weit. Er baute ihr trotzdem ein Grab.


Dort war er zu sehen - betend oder Blumen auf´s Grab legend.
An diesem so magischen Ort kann man sich bestens vorstellen, daß die letzte Legende um Väterchen Timofei - aus dem liebevollen Nachruf der Süddeutschen auf ihn - wahr sein könnte:

Vielleicht erzählt man sich bald wieder eine letzte, phantastische Geschichte. Etwa so: Manchmal, wenn man lange genug auf der Bank vor diesem Haus sitzt, eingelullt vom Summen der Bienen und einer ins Kraut schießenden Natur...manchmal also erscheint da ein Mann mit Rauschebart und weißem Haar und setzt sich dazu. "Gestatten, Timofej Wasiljewitsch Prochorow."


SZ vom 14.7.2004: 
Wikipedia:

Donnerstag, 18. August 2011

Heilig Kreuz Kirche Fröttmaning

Irgend jemand hat mir einmal von Ihr erzählt - und dann habe ich sie auch im Intenet gefunden : Die älteste Kirche von München.

Die Katholische Filialkirche Heilig Kreuz ist der älteste erhaltene Kirchenbau im Stadtgebiet von München und das einzige Zeugnis des Dorfes Fröttmaning, das heute de facto eine Wüstung ist.

Mit meinem neuen Elan mache ich mich auf, die Kirche mit eigenen Augen zu sehen.
Aber das ist gar nicht so leicht: Mein altes Navi kennt den Kurt-Landauer-Weg gar nicht. Ist eben noch nicht sehr lange her, daß der Fröttmaninger Berg einfach der Müllberg war. Aber so schwer kann das ja nicht sein: Ist schließlich einfach gegenüber der Allianz Arena.




Also auf die Autobahn, Fröttmaning raus ... zur Arena weiter - aber da ist keine Brücke (für Fußgänger schon - aber das habe ich erst später entdeckt). Hmmm ... was jetzt?
Vielleicht von der anderen Seite. Also wieder auf die Autobahn. Diesmal Freimann raus und auf der Freisinger Landstraße Richtung Norden. Nun noch die richtige Abfahrt finden und erwischen (Richtung Kläranlage) und es geht auf einer Straße Richtung Berg, auf der man sich irgendwie nicht ganz legal fühlt (alles Halteverbot - Rettungsstraße). Nach rund 2 km kommt man schließlich an einen Parkplatz, der auch irgendwie nicht ganz erlaubt aussieht, bis man merkt, daß das 2 Parkplätze sind. Einer mit Schranke für irgendwelche "Berechtigten" und ein öffentlicher, der ganz legal ist auch wenn die Einfahrt mit einem Höhenbegrenzungstor von 1.60m eher "überleg´s Dir gut" zu sagen scheint.
Man ist im Naherholungsgebiet Fröttmaninger Berg angekommen. Ganz nett und schön grün - aber schon recht laut dank der nur 100 Meter entfernten Autobahn. Auch gewöhnungsbedürftig sind die ganzen Schautafeln auf denen die wunderbare Oberflächenversiegelung des Müllbergs erklärt und gefeiert wird. Auch die immer wieder auf den Wiesen und zwischen Bäumen drapierten "Industrieanlagen" und die Warnschilder vor möglichem Eisschlag vom Windrad "bei Blinklicht Bereich sofort verlassen" machen es schon schwer sich hier richtig wohl zu fühlen. Na ja es ist schließlich August - da wird schon kein Eis geflogen kommen.




Abgesehen von der allgegenwärtigen Arena kommt man zunächst zum Kunstwerk "Versunkenes Dorf" - eine anscheinend halb vom Berg verschluckte Kopie der Kirche.


Das Verschwinden von Fröttmaning steht dabei als Thema im Mittelpunkt. Etwa 150 Meter südlich von Heilig Kreuz wurde 2006 ein nicht begehbarer Doppelgänger der romanischen Kirche in Originalgröße aus bemalten Betonfertigteilen geschaffen. Das surreal-melancholische Kunstwerk „Versunkenes Dorf“ am Fuße des Fröttmaninger Schuttberges thematisiert als eine Art Verlustanzeige das Verschwundene an diesem Ort. Die Kopie wurde so eingerichtet, dass das Bauwerk vom Berg halb verschüttet zu sein scheint.




Links ab geht es dann weiter zur eigentlichen Kirche. Und die hat ein bewegtes Leben hinter sich.




An der Stelle der Kirche befand sich eine Opferstätte der Kelten, ein keltischer Rundaltar mit schwarzverwitterten Tuftstein wurde bei durch einen Glockendiebstahl ausgelösten Reparaturarbeiten 1971 entdeckt.
Die Geschichte der Kirche beginnt vor 815, der urkundlichen Ersterwähnung Fröttmanings. Eine Schenkungsurkunde im Zusammenhang mit der Kirche aus dem Jahr 815 ist die älteste Urkunde im Bayerischen Staatsarchiv. Das Fröttmaninger Sippenoberhaupt Situli schenkte damals eine hölzerne Kirche samt zugehörigem Ackerland dem Freisinger Bistum, diese wurde von Bischof Hitto von Freising daraufhin geweiht. Der heutige spätromanische Bau mit seinen dicken Mauern entstand zum größten Teil zu Anfang des 13. Jahrhunderts. Teile der Kirche stammen aus der Zeit vor 815. Seit dem Abbruch der Jakobskirche in der Münchner Innenstadt 1955 ist Heilig Kreuz damit der älteste vollständig erhaltene Kirchenbau im Münchner Stadtgebiet.
In den 1930er Jahren wurde Heilig Kreuz Filialkirche von St. Albert München-Freimann.


Mehrmals war die Kirche von Abbruch bedroht. Beim Bau des Münchner Autobahnringes erreichten dann einsatzbereite Bürger unter Leitung des Kirchenpflegers von St. Albert, Ludwig Maile, die Verschiebung des Autobahnkreuzes München-Nord, dessen Abzweigung Richtung Salzburg den ursprünglichen Planungen zufolge genau über Friedhof und Kirche verlaufen wäre. Seit dem Abbruch der letzten Höfe für den Autobahnbau 1969 steht Heilig Kreuz frei. Bis 1971 verwahrloste die Kirche und wurde ausgeplündert und geschändet. Wertvolle Kunstwerke und die beiden Glocken aus dem 15. Jahrhundert gingen verloren. 1984 wurden Pläne konkret, die den Müllberg bis zur Kirchenmauer erweitern wollten. Nach Bürgerprotesten wurde jedoch dieser Plan zurückgenommen. Später setzte sich die Bürgerinitiative ein drittes Mal für die Kirche ein, diesmal für die Berücksichtigung des kirchlichen Baudenkmals im Bebauungsplan der nahe gelegenen Allianz Arena. Die Rettungsstraße samt ihrer Brücke musste zweihundert Meter nach Süden verlegt werden.
Heute liegt sie in einem kleinen Park mit Bodendenkmal mit ihrem Friedhof wortwörtlich direkt an der Autobahn.


Ein fast unwirkliches Kleinod mitten in der industriellen Peripherie der Metropole zwischen Stadion, Autobahn, Müllberg und Kläranlage.
Leider war sie geschlossen - vielleicht muss ich mal zu einem der seltenen Gottesdienste ;-).
Zitate von: http://de.wikipedia.org/wiki/Heilig-Kreuz-Kirche_(Fr%C3%B6ttmaning)